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The Bubble and the Crash, or Trump and the Death Rattle of the American Economy

By Umair • 15 Nov 2025

Da ist die amerikanische Börse, die am Rande eines historischen Crashs taumelt. Und da ist Trump, der nun verzweifelt alles tut, um das zu verhindern. Er unterschreibt „Handelsabkommen“ im Eiltempo, als hätte Amerika nicht bereits funktionierende Handelsbeziehungen mit Ländern wie der Schweiz. Plötzlich beschließt er, Zölle auf Grundnahrungsmittel wie Kaffee und Lebensmittel zu senken – Zölle, die der „autokratische Idiot“ selbst verhängt hat. Er verspricht den Leuten eine „Tarif-Dividende“, LOL, was in etwa so ist, als würde ein Taschendieb sagen: Hey, ich bin heute großzügig, hier, nimm einen Teil des Geldes zurück, das ich gestohlen habe.

Verknüpfe die Punkte, was gerade passiert. Hier fährt ein Güterzug unaufhaltsam auf die Katastrophe zu – und derjenige, der die Notbremsen gelöst hat, zieht jetzt am anderen Ende. Es wird wohl nicht funktionieren.

Tag für Tag ist die Börse von Nervosität geplagt. Genau diese Nervosität ist typisch für den Vorabend großer Crashs. Es ist kein Geheimnis, dass wir in einer Mega-Blase leben. Ich habe das hier oft diskutiert, und diejenigen, die Sessions mit mir gemacht haben, sollten ein detailliertes Verständnis dafür haben.

Jetzt erleben wir die „auf den letzten Dämpfen“ Phase einer Blase. Das heißt, einige verkaufen panisch, andere kaufen panisch. Sie „kaufen das Tief“, weil Amerikaner darauf konditioniert wurden. Die Börse kann schließlich nur steigen, richtig? Falsch. Blasen platzen so: Tag für Tag werden die Käufer des Tiefs weniger, Nervosität greift um sich. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem nur noch Verkäufer übrigbleiben.

Jetzt. Lass mich das in den Kontext setzen.

Im letzten Jahrzehnt oder den letzten zwei Jahrzehnten wurden in Amerika heroische Anstrengungen unternommen, damit die Börse nicht fällt. Jedenfalls nicht gesund oder nachhaltig. Sicher gab es Momente, in denen die Märkte kurz eingebrochen sind – wie zu Beginn der Pandemie, oder in der Finanzkrise davor. Aber danach haben die Regierung und die Zentralbank eingegriffen, mit dem ausdrücklichen Ziel, den Markt zu stützen.

Und das hat einen Grund. Amerika ist die letzte hyperkapitalistische Gesellschaft der Welt, oder zumindest war es das – denn unter Trump stirbt sogar der Kapitalismus einen schnellen Tod, und die Wirtschaft wird zunehmend autoritär. Der Grund, warum die Börse in der jüngeren amerikanischen Geschichte nicht fallen durfte, ist ganz einfach: Sie ist das einzige Sicherheitsnetz in der Gesellschaft.

Es gibt zwar Ansätze anderer Netze, aber anders als in anderen reichen Staaten ist Amerika berüchtigt dafür, keine echten, flächendeckenden sozialen Sicherheitsnetze zu haben. In Europa und Kanada genießen die Menschen selbstverständlich moderne Rechte und einen breiten Sozialvertrag. In Amerika gilt: Verlierst du deinen Job, verlierst du die Krankenversicherung, dein Erspartes, dein Haus – bist auf der Straße, stirbst. Es kann jedem passieren, in einem Wimpernschlag, auch denen, die dachten „mir passiert das nie“ – denn sie waren einem kapitalistischen Trugschluss aufgesessen, der ihnen einredet, dass niemand universelle Rechte verdient.

In einer kapitalistischen Gesellschaft wie Amerika gibt es also nur ein echtes Sicherheitsnetz: die Börse. Natürlich nicht im sozialdemokratischen Sinne, universell, gerecht, verlässlich – es ist einfach Kapitalismus. Verfügbar nur für Menschen mit einem gewissen Wohlstand. Aber das ist entscheidend: In Amerika ist das Vermögen der Nation in der Börse gefangen. Man kann dem kaum entgehen: Wer arbeitet, dessen Geld landet letztlich an der Börse.

Und so hängt das Leben davon ab: vom Lebensabend, der Altersvorsorge, der Ausbildung der Kinder. Die Börse übernimmt die Rolle, die in anderen Ländern echte Sicherheitsnetze spielen. In Frankreich ist die Sorbonne kostenlos. In Amerika legt man einen College-Fonds an und hofft auf Hausse – und muss tief durchatmen, denn das Studium kann 100.000 Dollar pro Jahr kosten. Die Börse ist das (dysfunktionale, unvollständige, löchrige) Äquivalent des sozialen Netzes anderer Länder.

Deshalb darf die Börse nicht fallen. Und darin sind sich Republikaner und Demokraten einig. In diesem Sinne sind Amerikaner Gefangene des Kapitalismus, politisch, finanziell, ökonomisch. Das einzige Ziel der politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Institutionen ist: Die Börse muss steigen, um jeden Preis – selbst auf Kosten der Demokratie, des Planeten, der Vernunft, wenn Kinder an Technik süchtig werden, egal, Hauptsache, die Börse ist das letzte Netz – und deshalb wird sie nie fallen gelassen.

Doch jetzt stehen wir vor einer ganz anderen Situation.

Trump hat Amerika auf einen wirtschaftlichen Selbstmordkurs gebracht. Ich weiß, der Durchschnittsamerikaner „glaubt das nicht“, aber das spielt keine Rolle – „Widerspruch“ ist ungefähr so, als würdest du mit dem Arzt über die Krebsdiagnose diskutieren. Das ist keine Debatte.

Unter der Oberfläche der Börsenblase hat sich die US-Wirtschaft verschlechtert. Das Vertrauen ist auf historischen Tiefstständen. Die Preise sind absurd hoch im internationalen Vergleich; das lässt sich besser an der Kaufkraft messen als an den bloßen Inflationsraten. Der Arbeitsmarkt ist desaströs, viele Karrierewege sind fraglich. Erschreckende 70%, 80% der Amerikaner kämpfen finanziell, um ihre Rechnungen zu bezahlen.

Trump hat etwas Monströses entfesselt. Aber das Börsen-Gesicht – alles okay! Schaut weg vom faschistischen Absturz und dem Raubtier-Kapitalismus, der das Leben ruiniert! – ist nur billig aufgesetzt. Es schmilzt in der Mittagshitze, sprich in der Überhitzung der Börse.

Schon jetzt stellen sich die Leute fast die richtigen Fragen.

Die richtigen Fragen lauten nicht: Haben wir zu viel in KI und andere infantile technofeudale Fantasien investiert? LOL, das ist offensichtlich. Brauchen wir wirklich Chatbots, um die Zivilisation zu retten? Auf einer brennenden Erde? Das ist die Kurzsichtigkeit des Kapitalismus, der die Leute, ganz ehrlich, einfach dumm macht. Sie stellen nicht die richtigen Fragen. Gier macht blind, Eitelkeit macht dumm. Die richtige Frage jetzt ist: Worauf haben wir zu wenig gesetzt? Und die Antwort lautet: Auf alles, was zählt.

Menschen, Leben, Zukunft, Planet, Demokratie, Zivilisation – all das. Klimaschutz, Bildung der Kinder, Forschung an dem, was wir wirklich benötigen, wie Grundstoffe von Dünger bis Zement, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren; Finanzsysteme, die nicht nur räuberisch sind; Sozialverträge mit Bestand; Kultur, die uns geistig und seelisch nicht vergiftet; eine Gesellschaft, in der wir Beziehungen, Intellekt und lebendige Leben führen können, nicht nur Ungleichheit, Gier und Verzweiflung.

Wenn die Fassade im Crash schmilzt, nach einer der größten Blasen der Geschichte, werden solche Fragen endlich gestellt. In Amerika kommt das Verständnis zu spät: Man hat sich nicht genug um die Zukunft gekümmert, um überhaupt eine zu haben. Und in diesem Kontext wird Trumps „Wirtschaftspolitik“ – und solche Begriffe sind blanker Hohn – als die suizidale Ideologie erkennbar, die sie ist.

Das ist der Todeskampf. Außer du denkst, deine Enkel sollen KI auf einer brutzelnden Erde essen. Oder du glaubst, Turbo-Faschismus ist gut für Menschheit und Wohlstand.

Das Schlimmste steht Amerika noch bevor. Denn jetzt gibt es keine Zukunft mehr, da niemand mehr eine will oder an sie denkt. Selbst in den kalten, psychopathischen Begriffen des Kapitalismus braucht es mehr als diese toxische Mischung, um langfristig Börsenrenditen zu erzielen – eine Blase in KI & Krypto auf der einen und Autokraten, die die Institutionen und den Wohlstand plündern auf der anderen Seite. Sogar der Kapitalismus kann so keinen Wohlstand generieren.

Hörst du den letzten Todesstoß?

Das letzte Sicherheitsnetz der USA, die Börse, steht vor einer düsteren Zukunft, genauso wie der Rest. Das ist ein subtiler Punkt: Es gibt eine Welt, in der die Börse „unendlich steigt“, aber nur mit immer heftigerer Volatilität – mit mehr Blasen und Crashs, und solche Märkte sind langfristig schlechte Investments.

Und dann gibt es eine Welt, in der die amerikanische Wirtschaft, durch Trump von Kapitalismus zu Autokratie zurückgeworfen, bergab geht und die Börse samt Lebensstandard jahrzehntelang sinkt.

Welche Welt wird es? Dass die Börse immer weiter steigt, glaube ich nach all den Kosten fürs Stützen nicht mehr. Eher wird die Zukunft von immer größerer Volatilität und längeren Abwärtstrends geprägt sein. Klartext: Amerikas einziges Sicherheitsnetz steht vor dem Zusammenbruch. Und wenn das passiert, wird es kritisch.

Denn ohne dieses Netz werden die Amerikaner auf die harte Tour lernen, was die Wahl für Trump und gegen die Demokratie bedeutet.

Wie sollen Amerikaner in einer Wirtschaft leben, in der die Börse nicht mehr als Sicherheitsnetz funktioniert? Wie sollen sie in Rente gehen, die Kinder ausbilden, Hauskredite abbezahlen? Die Antwort lautet: Sie werden es nicht können.

Das ist, was der Todesstoß besagt. Das Leben in Amerika wird in einem Ausmaß düster, wie man es sich kaum vorstellen kann – für Amerikaner selbst und für den Rest der Welt. Werden ältere Menschen einfach ihrem Schicksal überlassen? Kranke einfach ignoriert? Werden Millionen weiter am Abgrund leben? Und das soll gut für Wirtschaft und Börse sein? Frag die Große Depression.

Kein schönes Bild. Aber genau deshalb versucht Trump jetzt, den Börsencrash zu verhindern. Denn er weiß, dass davon auch sein politisches Schicksal abhängt – ein Stück weit jedenfalls. Es ist das Letzte, das der amerikanischen Gesellschaft wirklich noch etwas bedeutet. Das Einzige, sage ich oft. Weil sie müssen. Es ist alles, was bleibt, denn sie haben keine Demokratie, keine moderne Gesellschaft und keine Zukunft.

Das ist der letzte Todesstoß. Die größere Tragödie ist, dass das Leben überhaupt erst auf diese Gefangenschaft reduziert wurde. Und das ist mehr als nur Moral: Es ist eine fundamentale Lektion darüber, wie Wirtschaft wirklich funktioniert und warum all das zählt. Überlege gut, ob du dein Vermögen diesem Niedergang aussetzen willst.

Wir sind nicht mehr in der alten Welt. In dieser neuen, das Geld den Monstern und dem „Monster auf der Leine“, dem räuberischen Kapitalismus und seinen autokratischen Fantasien hinterherzuwerfen, ist wohl die sicherste Methode, es zu verlieren.

Adam Tooze zum Bubble

 https://youtu.be/XoDVQE9pDvo

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The authoritarien stack

 

Die Mächtigsten: Verstrickungen zwischen Politik und Technologie: der «Authoritarian Stack». © cc-by-nc-nd-4 authoritarian-stack.info

Die autoritären Tech-Netzwerke

Markus Reuter / 10.11.2025  Forschende haben eine interaktive Karte erstellt, um autoritäre Tech-Netzwerke freizulegen. Sie streben nach Macht – und Europa.

psi. Dieser Beitrag erschien auf netzpolitik.org (Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0). Das Non-Profit-Medium wird hauptsächlich durch Leserspenden finanziert.

Im Juli dieses Jahres hat das Pentagon einen 10-Milliarden-Dollar-Vertrag mit dem Unternehmen Palantir abgeschlossen. Für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin Francesca Bria haben die USA damit zentrale militärische Funktionen an ein privates Unternehmen übergeben, dessen Gründer Peter Thiel erklärt hat, dass «Freiheit und Demokratie nicht mehr miteinander vereinbar sind».

Ausgehend von diesem Deal zeichnet Bria, die sich zuletzt eingehend mit der Frage nach digitaler Souveränität in Europa beschäftigt hat, ein düsteres Bild auch für die politische Zukunft Europas. In den USA habe sich ein «Authoritarian Stack» gebildet, der eine Infrastruktur der Kontrolle aufbaue – und zwar in den Bereichen Cloud, KI, Finanzen, Drohnen und Satelliten, schreibt sie. Es entstünde ein Bereich, in dem nicht die allgemeinen Gesetze gelten, sondern Unternehmensvorstände die Regeln festlegen würden.

Auf der englischsprachigen Webseite authoritarian-stack.info zeigen Wissenschaftler:innen jetzt die personellen und finanziellen Verbindungen hinter dem «Authoritarian Stack» auf – und warnen davor, das Modell nach Europa zu exportieren. Das Projekt kartiert mit interaktiven Grafiken ein Netzwerk aus Unternehmen, Fonds und politischen Akteuren, die zentrale staatliche Funktionen in private Plattformen umwandeln. Es basiert auf einem Open-Source-Datensatz mit über 250 Akteuren, Tausenden von verifizierten Verbindungen und dokumentierten Finanzströmen in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar.

«Systematische Auslagerung der europäischen Souveränität»

Dieses Netzwerk teilen die Wissenschaftler:innen auf in die Bereiche Unternehmen, Staat, Risikokapital und Ideologie und zeigen die Querverbindungen zwischen diesen Bereichen. Dabei nimmt das Projekt auch europäische Verstrickungen zum Authoritarian Stack ins Visier, zum Beispiel die Verbindung von Springer-Chef Mathias Döpfner zu Peter Thiel, die Verbindungen von deutschen Landespolizeien zu Palantir oder die von Rheinmetall zum Rüstungskonzern Anduril. In der interaktiven Grafik lässt sich per Schieberegler die europäische Perspektive anzeigen.

Francesca Bria warnt angesichts der Erkenntnisse deutlich, dass Europa vor einer existenziellen Entscheidung stehe: «Entweder jetzt echte technologische Souveränität aufbauen oder die Herrschaft von Plattformen akzeptieren, deren Architekten Demokratie als veraltetes Betriebssystem betrachten», heisst es auf der Seite. Derzeit verfolge Europa eine «systematische Auslagerung der europäischen Souveränität an amerikanische Oligarchen», die sich mit jedem Vertrag vertiefe und irgendwann unumkehrbar werde.

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Was jetzt zu tun ist in Deutschland

1 .Klimavorsorge

 

 

2. Reorganisation 

 

 

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Lübeck-Geschichten

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Allgemein/Politik/Geschichte Theorie/Diskussion

Subjektivierung -Begriffe handeln nicht. Handen können nur Menschen!

Nachtwey und andere Autoren bemühen zunehmend die Subjektivierung als Ersatz für kausale Erklärungen. Ein Beispiel:

„Die Krise fortgeschrittener kapitalistischer Gesellschaften wirkt sich auf die affektiven Tiefenstrukturen aus und erzeugt destruktive Mentalitäten, die aus einem Gefühl der „Vereitelung des Lebens“ heraus entstehen.“ (Amlinger, Carolin und Nachtwey, Oliver, Sehnsucht nach Zerstörung, Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus, Blätter für deutsche und internationale Politik,11/2025, S.49). Oder:„Liberale Gesellschaften sorgen nicht länger für umfassenden Fortschritt.“(S.47).

Oder:  „Der Liberalismus, der sich eigentlich als Gegenspieler des Faschismus versteht, hat dessen Aufstieg nicht nur nicht verhindert, sondern sogar noch befördert. Er leidet unter dem angesprochenen Mangel an Problemlösungskapazität. Insbesondere in seiner neoliberalen Ausprägung hat er paradoxerweise zu einer Ausweitung staatlicher Kontrolle geführt. Die Funktionsweise dieses hypertrophen Staats ist nicht durch weniger, sondern durch mehr Bürokratie, Vorschriften und Gesetze gekennzeichnet, mit denen die Komplexität moderner Gesellschaften bewältigt (und Märkte vor demokratischen Ansprüchen geschützt) werden sollen.“(S.48).

Bei der Nutzung dieser Methode verfällt man in Fehl-Schlüsse, die schon im 19. Jahrhundert durch Marx und Engels erkannt worden sind: Im „Kommunistischen Manifest” schreiben sie:

 „…Der deutsche oder der „wahre“ Sozialismus. Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeoisie entstand und der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer Zeit, wo die Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus begann. Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser Literatur und vergaßen nur, daß bei der Einwanderung jener Schriften aus Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschland eingewandert waren.

Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein rein literarisches Aussehen an. Als müßige Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens mußte sie erscheinen. So hatten für die deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten französischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der „praktischen Vernunft“ im allgemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der revolutionären französischen Bourgeoisie bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen Willens, des Willens, wie er sein muß, des wahrhaft menschlichen Willens.

Die ausschließliche Arbeit der deutschen Literaten bestand darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielmehr von ihrem philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideen sich anzueignen. Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde Sprache aneignet, durch die Übersetzung.

Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholischen Heihgengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen Unsinn hinter das französische Original. Z. B. hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie „Entäußerung des menschlichen Wesens“, hinter die französische Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie „Aufhebung der Herrschaft des abstrakt Allgemeinen“ usw.

Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die „französische Einseitigkeit“ überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört….”

(Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Geschrieben im Dezember 1847/Januar 1848. Gedruckt und als Einzelbroschüre im Februar/März 1848 in London erschienen. Der vorliegenden Ausgabe liegt der Text der letzten von Friedrich Engels besorgten deutschen Ausgabe von 1890 zugrunde., S. 486).

Theodore Hermann von Laue, beschreibt diese Methode folgendermaßen: „Das deutsche Vokabular ist voll von Abstraktionen, die zu grammatischen Subjekten aktiver Verben werden. Anders gesagt: die Tätigkeit wird von Abstraktionen abgeleitet und nicht von Individuen allein.“(Theodore H. von Laue,  Leopold Ranke. The formative Years, Princeton University Press, Princeton 1950).  Karl Marx erkennt in den 1840er Jahren diesen Dreh: „Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt aufbieten.“ (Karl Marx, „Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik“, in MEW Band 2, Berlin 1962, S. 126).

Da Begriffe an die Stelle von Menschen treten und handeln, kann alles behauptet werden, was die Autoren in den Begriff hineinstecken. So kommt Nonsens heraus, der nicht weiterhilft.

Lübeck, 24.10.2025

 

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AI oder KI und Jobs

 

 

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Die Macht liegt woanders

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Allgemein/Politik/Geschichte USA

Die heilige Poperze

 

Die heilige Poperze

 

Hier und Heute, am 21.September 2025, beginnt in den USA die Ära der Kakistokratie, der dümmsten Regierung aller Zeiten. Die katholische Kirche  betet. Der Präsident ruft zum Glaubenskampf. Das Kampfmittel ist der Hass. 

Das mittelalterliche Bild im St.Annen-Museum passt: 

Satan hält den Westen im Griff. Mit NATO, Zöllen, Dollar und  Milliardärsherrschaft : 

Gruselig die Politische Philosophie des satanischen Quartetts vom „Neuen Menschen 2.0“.

 

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Allgemein/Politik/Geschichte Theorie/Diskussion

Gerald Hüther: Etwas Übergeordnetes erleben

https://michaelbouteiller.de/wp-content/uploads/2025/08/Huether-Etwas-Uebergeordnetes-1.pdf

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Bouteiller Interview mit Helge Schmidt am 17.4.2025 über Ost- und Westdeutschland

 

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Allgemein/Politik/Geschichte Theorie/Diskussion

Die Kriegstreiber

Der Weg vom Kalten in den Heißen Krieg

Eine Minderheit der sozialen und öffentlichen Medien außerhalb des „vermachteten medialen Komplexes“ sieht in der Berichterstattung der öffentlichen Medien, insbesondere seit dem Russisch-Ukrainischen Krieg vom 24.2.2022, eine den Tatsachen widersprechende Kette von Falschbehauptungen, mit dem Ziel, einen Krieg der NATO gegen die Russische Föderation vorzubereiten. 

Indizien: 

  • Der  Außenpolitiker der Regierung Friedrich Merz, Johann Wadepfuhl, sagte in einer seiner ersten Fernsehauftritte „Russland werde für immer ein Feind Deutschlands sein“, 
  • Verteidigungsminister Boris Pistorius meinte, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden und 
  • die frühere Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, äußerte sich dahin, man brauche wieder ein „Feindbild“. 
  • Der Bundestag beschloss am 21.3.2025 mit verfassungsändernder Mehrheit rund 500 Milliarden € für die weitere Aufrüstung der Bundeswehr, d.h. im Ergebnis seit Kriegsbeginn eine Billion €.

Soweit so gut.

Das Wiedererstarken des Denkens in Bildern vom Krieg ist nicht neu, auch wenn uns die Eliten in Politik und Gesellschaft, erzählen, dass „die Welt am 24.2.2022“ in einer „Zeitenwende“ aufgewacht sei. Die Realität hat sich aber nicht „gewendet“. Ursache ist eher der Wahrnehmungsfilter im Geist der so Denkenden. 

https://www.facebook.com/share/v/1ZdXhhGL75/?mibextid=wwXIfr

 

 

 

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Warum nicht ein Gedicht über den Haufen Scheiße, wie Gott ihn fallen ließ auf das »Deutsche Volk« von Höckes Gnaden?

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Allgemein/Politik/Geschichte EU

Im Westen nichts Neues ?

 

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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck Theorie/Diskussion

Überlegungen zur geistigen Gesundheit unseres Nobel-preisträgers Thomas Mann in den Zeiten von Höhenrausch und Fiebertraum

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Allgemein/Politik/Geschichte

Ist der Westen noch demokratisch?

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Der Wandel der SPD – aber wohin?

https://michaelbouteiller.de/wp-content/uploads/2025/05/Der-Wandel-der-SPD-wohin-1.pdf

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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck Persönliches Profil

Nach 30 Jahren: Welche Rolle hatten Sie 1996 bei dem Brand in der Hafenstraße Herr Bouteiller?

https://drive.google.com/file/d/1c4KyRiHSoIsfZg5k_mHs2GNtmWRyxcfe/view?pli=1

 

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Demokratischer Faschismus

 

Demokratischer Faschismus

Siehe auch
Amlinger, Carolin und Nachtwey, Oliver, Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus“, Berlin 2024, dieselben, Sehnsucht nach Zerstörung, Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus, Blätter für deutsche und internationale Politik,11/2025, S.43
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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck

Präfaschismus in Lübeck 1921 – 1933


Lübecker Lügengeschichten

Max Knie, 15 Jahre Lübecker Stadtgeschichte. Von der Revolte bis zur Nationalen Erhebung, Lübeck 1933, https://michaelbouteiller.de/max-knie-15-jahre-luebecker-zeitgeschichte/

– Stegmann, Dirk, Emil Possehl und seine alldeutschen Senatskollegen in Lübeck, Ein Beitrag zum völkischen Nationalismus vor 1918, https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_31/Demokratische_Geschichte_Band_31_Essay_3.pdf, Malente 2022

 

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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck

Sollen sie auf den Burgtorfriedhof?

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Allgemein/Politik/Geschichte

Beschlussvorschlag zur Klimakrise

 

 

Bevor wir uns jetzt in Details verlieren: 

Gefordert ist: Die  Umorganisation unseres Landes hin auf ein Ziel: Nachhaltige Klimagerechtigkeit. 

Wer organisiert?  Das ist eine Aufgabe, die UN, EU, Bund,Länder, Gemeinden schultern müssen. Zur Erforderlichkeit: Die düstere Zukunft der Menschheit – Graeme | Sternstunde Philosophie | …

https://youtu.be/c9EK9X597KM

 

Dafür bedarf es

1. eines Grundsatzbeschlusses. 

2.Der Umsetzung auf den genannten staatlichen Ebenen

3.Der Finanzmittel: 

Die USA wollen alleine für die Bewältigung von Pandemie und Wirtschaftsreorganisation 7,5 Billionen $ in die Hand nehmen. Wer sich für die Finanzierung interessiert, lese Paul Krugman (Artikel übersetzt), Paul Krugman: How Big Spending Got Its Groove Back. 

4.Der Grundsatzbeschluss und die Projektorganisation sollten als Beschlussvorschlag auf allen genannten Ebenen, also  etwa im BTag usw. eingebracht werden.

Wär doch eine verdienstvolle Arbeit? Ich bin überzeugt, dass es eine Fülle von Mitarbeiter:innen (in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik) gibt, die für eine derartige Projektorganisation fachlich hervorragend ausgebildet sind.

Auf geht‘s!

MB 20.10.2021

Zum Inhalt eines derartigen Vorschlages : Claudia Kemfert
Zur Finanzierung: Paul Krugmann
Meeresklima: Antje Boetius
Zur Organisation: Das Ministerium, Die Zeit 40/22, Bernd Ulrich

 

 

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Allgemein/Politik/Geschichte

Warnungen aus Weimar

Wie der Opportunismus der Parteien Autokraten an die Macht bringt/ Blätter für deutsche und internationale Politik 11/2025, S.65

Von Daniel Ziblatt

https://michaelbouteiller.de/wp-content/uploads/2025/11/ZiblattWeimar.pdf

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Persönliches Profil

Die Geschäfte des Dr.Heinz Bouteiller 1932-1954

https://Ja michaelbouteiller.de/wp-content/uploads/2025/09/Ohne-Titel.pdf